Am Donnerstagabend steht Regisseurin Samira Radsi mit sich selbst in Konkurrenz. Die 47-jährige gebürtige Krefelderin inszenierte die Schlussfolge „Able Archer“ der RTL-Serie „Deutschland 83“. Parallel dazu zeigt Das Erste mit „Dunkle Fährte“ den ebenfalls unter ihrer Regie entstandenen Auftakt zu der neuen Kriminalreihe „Die Füchsin“. Welch ein Unterschied: „Deutschland 83“ folgt einem biederen Regiekonzept, was der Absicht geschuldet sein mag, sich inszenatorisch an die Handlungszeit – die frühen 1980er – anzupassen. „Dunkle Fährte“ dagegen beeindruckt durch eine moderne Bildsprache. Hier wird unter sorgfältiger Anwendung der von Frank Küpper geführten Kamera erzählt. Das Erste startet am Donnerstag eine neue Reihe über eine ehemalige DDR-Auslandsspionin, die nie so richtig in der Bundesrepublik angekommen ist. Das Thema: spannend. Die Füchsin – Dunkle Fährte. Anne Marie Fuchs lebt zurückgezogen in Düsseldorf. Was keiner ahnt: Die unscheinbare Frau ist eine ehemalige DDR-Spionin. Über optische Mittel wie den bewussten Einsatz von Schärfe und Unschärfe lassen sich Beziehungen zwischen Menschen beschreiben; ohne große Worte werden Statuseinordnungen vorgenommen, Milieus skizziert, Empfindungen veranschaulicht. Unauffällig, mittellos – gefährlich Über mehrere Ecken gedacht, lässt sich eine inhaltliche Verwandtschaft von „Die Füchsin“ mit „Deutschland 83“ konstruieren. Auch hier geht es um die DDR und die Machenschaften ihrer Sicherheitsorgane, aber nicht als Farce, dafür ganz und gar gegenwärtig. Anne Marie Fuchs (Lina Wendel) gehörte einst zum Personal des Systems. Jetzt lebt sie unauffällig als nahezu mittellose Hartz-IV-Empfängerin in Düsseldorf. Gelegentlich leistet sie sich einen Ausflug ins „Café Mittsommer“ zu der freundlichen Wirtin Simone Papst (Jasmin Schwiers). Zur Sendung Fernsehkrimi: „Die Füchsin: Dunkle Fährte“ Sendetermin TV: Donnerstag, 17.12., ARD, 20.15 Uhr Im Internet: Mehr Infos auf der Zufällig bekommt Fuchs mit, dass Simones Bruder verschwunden ist und einer von dessen Freunden tot aufgefunden wurde. Simones Eltern bleiben seltsam passiv in der Angelegenheit, die mit einer Hausbesetzung in Verbindung zu stehen scheint. Die Besetzer wenden sich gegen eine Gentrifizierung des Viertels. Einer der beteiligten Spekulanten: Simones Vater, der „Immobilien-Papst“. Anne Marie Fuchs bietet ihre Hilfe an. Als Honorar erbittet sie eine neue Kaffeemaschine. Und rekrutiert Simones Ehemann Youssef El Kilali (Karim Cherif) als Gehilfen. Der kann über Anne Maries detektivische Fähigkeiten nur staunen. Woher die stammen, schält sich erst nach und nach heraus. Faszinierende Sprödigkeit Noch einmal sei der Vergleich zu „Deutschland 83“ gezogen. Denn in „Die Füchsin“ gelingt, woran es bei der RTL-Serie haperte: Die Hauptfigur bleibt uneindeutig, handelt sympathisch, hat aber erkennbar eine dunkle Seite. Drehbuchautor Ralf Kinder, der das Reihenkonzept nach einer Idee von Tim Krause ausarbeitete, schafft es, zugleich vorsichtige Sympathie und distanzierte Neugier zu wecken. Damit ist ohne großartige Action oder effekthascherische Mordszenen schon einmal eine unterschwellige Spannung angelegt, zumal Hauptdarstellerin Lina Wendel diese Ambivalenz ihrer Figur glaubwürdig zu vermitteln weiß. In ihrem zurückhaltenden Spiel, in dem sich auf ganz leise Art mürrische Anteilnahme, verkappte Verzweiflung, in Ketten geschlagene Rachlust ausdrücken, liegt mehr Schauspielkunst als im raumgreifenden Habitus so mancher Star-Schauspieler. Spannung und Dramatik werden gekonnt mit Komik austariert. Nicht in Form aufgesetzter Slapstick-Szenen, sondern beiläufig, durch urwüchsigen Mutterwitz in den Dialogen. Von ihrem gleichsam zwangsverpflichteten Gehilfen Youssef El Kilali muss sich Anne Marie Fuchs fragen lassen: „Haben Sie Schwierigkeiten mit meiner arabischen Herkunft?“ Ihre lakonische Riposte: „Haben Sie denn welche?“ Nicht immer aber gehört ihr das letzte Wort. Auch Youssefs hochbegabte Schwester trägt zu den Ermittlungen bei. Youssef erklärt ihre Motivation: „Das ist Familie. Kennen Sie nicht, was?“ Fuchs gibt sich geschlagen und schweigt. Wie sich zeigen wird, trifft diese Frotzelei eine wunde Stelle. An solchen Details erweist sich, wie Autor Ralf Kinder dezent und durchdacht bestimmte Leitmotive in die Handlung einbettet. Man kann nur hoffen, dass „Die Füchsin“ auch in den geplanten weiteren Folgen noch einige Geheimnisse und vor allem ihr im Vergleich zu anderen Fernsehkrimihelden faszinierend sprödes Wesen behält. ![]() ![]() Die Mittfünfzigerin Anne Marie Fuchs lebt bescheiden und zurückgezogen in Düsseldorf. Ihr einziger regelmäßiger Kontakt ist die Chefin des Restaurant-Cafés 'Mittsommer', Simone Papst, die stets einen guten Kaffee für Anne bereit hält und bei der sie anschreiben lassen kann. Als der beste Kumpel von Simones Bruder Sebastian ermordet aufgefunden wird und Sebastian spurlos verschwindet, bietet Anne ihre Hilfe an. Schnell wird klar, dass die unscheinbare Dame, die immer knapp bei Kasse ist, ein absoluter Ermittlungsprofi mit messerscharfem Verstand zu sein scheint. Kein Wunder, denn Anne Marie Fuchs ist eine ehemalige DDR-Spionin, eine Vergangenheit, die sie mit Olaf Ruhleben teilt. Er war Annes Führungsoffizier und versucht sie nun, gut 20 Jahre später, als Spezialistin für seine Sicherheitsfirma anzuwerben. Doch die 'Füchsin' lehnt ab, denn sie hat noch eine Rechnung aus ihrer aktiven Zeit offen, für deren Begleichung sie ihre Energie benötigt. Mit Unterstützung von Simones Ehemann Youssef El Kilali begibt sich Anne auf die Suche nach Sebastian und überschreitet dabei mit ihren teils radikalen Methoden etliche Grenzen der Legalität. Im Zuge ihrer Ermittlungen kommt sie einer größeren Sache auf die Spur, die sie befürchten lässt, dass Sebastians Leben in höchster Gefahr schwebt. Darsteller Anne Marie Fuchs (Lina Wendel) Youssef El Kilali (Karim Cherif) Simone Papst (Jasmin Schwiers) Olaf Ruhleben (Torsten Michaelis) Ralf Eisner (Robert Dölle) Saida (Sara Fazilat) Ingo Bethke (Luc Feit) Wolfgang Kröger (Rolf Berg) Reinhard Papst (René Schoenenberger) Beate Papst (Christiane Lemm) Sebastian Papst (Ben Artmann) Carlotta Weisz (Franziska Benz) Justina Iwanczyk (Elisabeth Müller) Alexander Groß (Oleg Zhukov) Josef Leinhos (Stefan Preiss) Anne Marie Fuchs, jung (Kat Sellner) Stab Buch: Ralf Kinder Regie: Samira Radsi Musik: Dürbeck & Dohmen Stand:, 16:36.
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March 2019
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